Hauswurz

Hauswurz

- Sempervivum -

Pflanzenfamilie: Dickblattgewächse (Crassulaceae)

Volksnamen: Dachwurz, Dachlauch, Donnerbart, Donarbart, Donnerwurz, Erdrose, Blume des Herrn, Jovisbart, Jupiterbart, Grindkopf, Ohrpeinkraut, 

englischer Name: hen and chicks (beschreibt die Vermehrungsart der Pflanze durch Ableger-Kindel)

Heilwirkungen: adstringierend, entzündungshemmend, kühlend

Hauptinhaltsstoffe: Schleimstoffe, Gerbstoffe (Tannine), Kalziummalat, Apfelsäure, Ameisensäure, fette Öle

Namensherkunft: der lateinische Name leitet sich von Semper = immer  und vivus lebend ab und beschreibt die Langlebigkeit dieser ungewöhnlichen Heilpflanze.

Der deutsche Name Hauswurz beschreibt den früher gebräuchlichen Pflanzort auf dem Hausdach, als Schutz vor Unheil und Blitz und Feuer. Es gibt mehr als 7000 gärtnerisch bekannte Hauswurz-Sorten. Die z.B. im Alpenraum verbreitete Art Sepervivum tectorum  ist rot blühend und wächst auf Mauern, Felsen und wurde früher auf Dächer gepflanzt.  So verordnete Karl der Große in seiner Städtegüterverordnung (Capitulare de villis vel curtis imperii  812 n.Chr.): "... jeder Gärtner soll auf seinem Dach Jupiterbart haben."  Jupiter und Donar sind die Götter, die Macht über Donner und Blitz haben und der diesen beiden Göttern geweihten Hauswurz sagte man nach, daß sie Blitzeinschlag und Brand vom Haus fernhalten kann. Domherr Konrad von Megenburg zu Regensburg (gest.1374) schreibt in seinem "Buch der Natur": "Die maister, die sich fleizent (befleissigen) Zauberei, die sprechent, daß es (das Kraut Hauswurz) den Donr und das Himelplatzen verjag, und darumb pflanzet man es auf den Häusern."

Zaubersprüche gegen Feuer und Blitz: "Jovisbart, Du Blume des Herrn, wenn der Blitz kommt, halte ihn von unserem Hause fern!", "Wer edle Hauswurz hält in Ehren, kann wohl manchem Übel wehren!"(Alraunchens Kräuterbuch 1883)

Wissen aus alter ZeitAuf Häuser und Torbögen, Ställen und eigens dafür eingerammten Pfählen wurden die Hauswurz-Rosetten eingepflanzt. Kein Blitz konnte das Dach bedrohen, kein Unheil sich der Bewohner bemächtigen, jede Feuersgefahr war abgewehret 
"Du Hauswurz bist als Deck; halt Feuer und Flammen weg!" (Marzell) Die Hausbewohner blickten jedoch auch voll Eifer und Sorge nach den sich entfaltenden Blüten; spielte ihre Farbe ins rötliche, so waren freudige Ereignisse zu erwarten, waren sie jedoch schneeweiß, so mahnten sie an den Tod, der seinen Einzug halten sollte. Deshalb ließ man die Pflanzen oft gar nicht zum Blühen kommen. 

Da die Pflanze früher bei Frauenleiden (Scheidenzysten und Entzündungen) stark eingesetzt wurde, war es wenn viel Hauswurzen auf einem Dach wuchsen ein gutes Zeichen und somit dafü,r dass die Frauen gesund waren, weil wenig von der heilsamen Pflanze für medizinische Zwecke gepflückt worden war.

Der Hauswurz wurde auch nachgesagt, daß sie Impotenz verhindere, wenn sie gegessen wurde und so ist es nicht verwunderlich, daß die Frauen Hauswurz ins Getränk des Gatten mischten.

Volksheilkunde: Der Saft aus den fleischigen Blättchen der Hauswurz ist sowohl äußerlich als auch innerlich angewandt heilkräftig. So lindert er den Schmerz und wirkt kühlend bei Quetschungen. Pfarrer Kneipp empfiehlt ihn bei  Magengeschwüren. Als Salbe aufzulegen bei Schlag und Stoss hat Pfarrer Kneipp das folgende Rezept: Die Blätter der Hauswurz werden gestossen und mit Schweinefett gekocht, aber nicht länger als bis der Saft herausgekocht ist. Nach dme Erkalten wird die Salbe aufgetragen. Sie kühlt und heilt.

Literaturquellen: Die Magischen 11 der heilenden Pflanzen ISBN 978-3-8338-2326-8, Die Kräuter in meinem Garten ISBN3-8289-2128-0, Große Hildegard-Apotheke ISBN 3 7626 0369 3,Gottessegen de Kräuter v. Hilde Sieg